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Bericht 27 +++ Januar 2006 +++ Von Elefanten und Nashörnern +++ Unser Benzinkocher gibt den Geist auf

Wir erradelten in einem Monat 1382km von Katmandu (Nepal) bis Kalkutta (Indien). Wehmütig mussten wir uns vom Himalaja verabschieden, und von der klaren, trockenen Luft. Wir überquerten unsere letzten Pässe und tauchten ein in das feucht-heiße Klima der indischen Tiefebene in deren trüben Himmel sich die Sonne oft erst um die Mittagszeit zeigt und bereits in den Nachmittagsstunden als roter Feuerball im milchigen Dunst verschwindet.

Erstaunlich, dass es hier im Süden von Nepal auf 120m über dem Meeresspiegel und nur etwa 100km von den über 8000m hohen eisigen Hochgebirgsregionen des Annapurnamassivs einen Dschungel gibt mit einer kleinen streng geschützten Populationen von tropischen Tieren, wie dem einhornigen Panzernashorn, dem bengalischen Tiger und zwei Arten von Krokodilen. Der Royal Chitwan National Park ist ein Touristenmagnet und wegen der Gefährlichkeit der wilden Tiere und zu deren Schutz ist es streng untersagt den Park ohne Führer zu betreten. So buchten wir, wie es jeder tut, eine Kanufahrt zur Krokodilbeobachtung (unser Guide wurde ganz nervös, denn Krokodile sahen wir nicht) und einen Ritt auf einem Elefanten und konnten von dem Sitz auf dem Rücken des riesigen Tieres in sicherer Höhe Nashörner in ihrer natürlichen Umgebung beobachten. Sicher amüsant und interessant. Aber auch deprimierend. Im Vergleich zu dem riesigen vom Menschen in Anspruch genommenen Umland empfanden wir den Nationalpark mit seinen 967 qkm als winzig, als Zoo mit freilaufenden Tieren. Andererseits ein Glück, dass wenigstens dieser kleine Teil Wildnis erhalten geblieben ist. Die Nashörner standen wegen ihres in China als Aphrodisiakum begehrten pulverisierten Hornes kurz vor der Ausrottung und tausende von Nepalis mussten zwangsumgesiedelt werden, um diesen Nationalpark zu schaffen.

Noch in Nepal passierte uns ein fürchterliches Mißgeschick. Wir fuhren mit unseren Fahrrädern auf einen durch dichtes Gestrüpp führenden Pfad, auf dem Weg zu einem Campplatz, und Lina schlitzte sich durch einen Stacheldraht die linke vordere von "Vaude" gesponserte wasserdichte Fahrradtasche auf, auf einer Länge von fast einem Meter. Sie stürzte und der gesamte Inhalt quoll heraus. Als Lina dann langsam mit ihrer stark beschädigten Tasche zu unserem Campplatz kam hielt sie sie in den Armen wie ein verletztes Kind und weinte bittere Tränen. So sehr war ihr die Tasche im Laufe der Reise ans Herz gewachsen. Ich musste ihr versprechen, dass wir das Problem im nächsten Dorf durch einen guten Schneider wieder 100% in Ordnung bringen, doch Lina konnte die ganze Nacht nicht schlafen.

Die Tasche brachten wir wieder in Ordnung, doch einige Tage später versagte unser treuer MSR-Benzinkocher seine Dienste, und das für immer. An diesem Abend hatten wir besonders großen Hunger und ich verkündete laut: "Ich lasse mir von nichts und niemandem das Abendessen verderben!" Ich habe zwar schon einige Erfahrung mit der Zubereitung von Speisen über offenem Feuer, aber in dieser zivilisierten Gegend ist Brennholz so knapp, dass sogar getrocknete Kuhfladen als Brennmaterial dienen müssen. Dennoch bekamen wir ein kleines Häuflein Holz zusammen, doch es war zu frisch und zu feucht, und nach stundenlangen Versuchen mit dem Einsatz eines ganzen Liters Benzins gaben wir auf und legten uns frustriert über unsere Unfähigkeit ein Feuer zu entfachen mit knurrenden Mägen in unser Zelt zum Schlafen nieder.    andreaslina@yahoo.de




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