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Wir kommen einfach nicht zur Ruhe. Eigentlich wollten
wir gar nicht hierher nach Katmandu in die Hauptstadt
Nepals. Schwierigkeiten um die Verlängerung unserer
Visa in China zwangen uns dazu. Vor fünf Jahren waren
wir schon einmal hier und alles hat sich dramatisch
verändert. Früher gab es gerade einmal eine Handvoll
Internetcafes, jetzt sind sie nicht mehr zählbar.
Damals fiel in der Stadt mehrmals täglich der Strom
aus, heute geschieht das nur noch selten. Der
touristische Bezirk Thamel erinnert uns an westliche
Urlaubszentren. Jeder Wunsch wird erfüllt und alle
Bedürfnisse gestillt, natürlich gegen Geld. Manche
Leute geben sich als Freunde aus, aber wenn man deren
Hilfe in Anspruch nimmt, möchten sie dafür bezahlt
werden. An jeder Ecke wird einem Haschisch oder
Marihuana angeboten und wenn man es darauf
anlegte, könnte man für wenig Geld den ganzen Tag
im Drogenrausch verbringen.
Dieses Land ist für uns Fahrradfahrer eine Sackgasse.
Nach China zurück ist nur in Reisegruppen möglich
und sehr teuer. Das vom Tourismus wenig berührte
Königreich Bhutan hat keine Botschaften im Ausland
und ist ebenfalls nur durch einen in Bhutan
registrierten Reiseveranstalter zugänglich. Sehr gerne
würden wir, um weiter nach Osten vorzudringen, durch
Myanmar (früher Burma), das Land der goldenen
Pagoden fahren, doch eine Einreise mit den Fahrrad
ist verboten. So sind wir gezwungen nach Indien, nach
Süden, in die 1000km entfernte Hafenstadt Kalkutta zu
radeln. Wir wollten nie nach Indien, und der Gedanke
daran deprimiert uns. Das Land ist für uns zu heiß
und zu überbevölkert, daher ist ungestörtes
Campieren meist nicht möglich. Mit 329
Einwohnern pro km²
ist Indien eines der am dichtesten besiedelten Länder
der Erde (Deutschland: 231 Einwohner pro km²).
Wir mögen Menschen, aber keine Menschenmassen.
Wir gestalten unsere Reise auf den Land- und Seeweg
und versuchen es zu vermeiden das Flugzeug zu
benutzen. Von Kalkutta soll es die Möglichkeit geben
"per Anhalter" nach Thailand zu schippern, das heißt
auf einem Frachter oder Segelboot privat auf dem
Seeweg gen Osten weiterzukommen, da es reguläre
Schiffsverbindungen nicht geben soll.
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Nach 2 Monaten Pause steigen wir endlich wieder
auf unsere Fahrräder. Die Zeit in Katmandu nutzten
wir für Trekking, und leckten unsere Wunden nach den
Strapazen in Tibet. Nicht nur unsere Körper haben
gelitten, sondern auch unser Material. Hier gibt es
viele Möglichkeiten Fahrräder und Ausrüstung zu
reparieren und wegen der guten Einkaufsmöglichkeiten
defekte Teile auszutauschen.
Den Durchfall, der mich nunmehr 7 Monate seit Pakistan
begleitet, habe ich durch das, hier ohne Rezept
erhältliche, Antibiotikamedikament Tinidazol in den
Griff gekriegt. Linas chronisch gewordener Husten, den
sie sich in der dünnen Luft Tibets zugelegt hatte,
ist verschwunden. Auch nutzten wir den Aufenthalt hier
für eine Untersuchung unserer Zähne. Durch gute
Pflege ist alles in Ordnung. Für den Checkup mussten
wir gerade einmal 50 Rupien berappen, das ist weniger
als 1 EURO. Unser sonniges Hotelzimmer mitten in
Thamel kostet umgerechnet 2,87 EURO, mit allem
Komfort, Badezimmer mit Dusche und Parkettfussboden.
Das Wasser kann man natürlich nicht wie in
Deutschland aus dem Wasserhahn trinken. Aber auch das
haben wir im Griff. Wir haben uns einen Tauchsieder
zugelegt und kochen es ab.
andreaslina@yahoo.de