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Bericht 25 +++ November 2005 +++ Auf dem Everesttrek von Katmandu ins Basislager +++ Maoisten terrorisieren Einheimische und Touristen

Mit seinen neu vermessenen 8844,43m ist der Mt. Everest der höchste Berg auf unserem Planeten und damit unwiderstehlicher Anziehungspunkt für alle Sorten von Abenteurern und Extremsportlern. Seit dem Erstbestieg im Jahre 1953 standen etwa 2500 Menschen auf dem Gipfel, darunter ein 70jähriger, ein Blinder und ein Beinamputierter. 192 Bergsteiger kamen bei dem Versuch eines Gipfelgangs ums Leben.

Als wir am 22. November das Basislager des Everest erreichten, hatten wir schwer zu atmen. Nur die Hälfte des Sauerstoffs auf Meereshöhe steht einem hier zur Verfügung und mit 5400m liegt es bereits 600m höher als der Gipfel des Mt. Blanc. Im Frühjahr entsteht hier vorrübergehend eine lebendige Zeltstadt mit bis zu 300 Zelten von Expeditionen aus aller Herren Länder. Jetzt, im November, versucht hier niemand den Berg zu besteigen und der Platz ist verwaist. Nur 2 Hubschrauberwracks markieren den Platz und zeugen von den Schwierigkeiten der Piloten in diesen Höhen zu manövrieren.

Vom letzten Straßenanschluß im Ort Jiri bis ins Basislager und zurück benötigten wir 29 Tage und mußten insgesamt über 32000 Höhenmeter überwinden. Wie eine Achterbahn schlängelt sich der Trek über die Berge und endet am Basislager. Es gibt nur diesen einen Weg, und so mußten wir denselben Weg auch wieder zurücklaufen. Die meisten Trekker und Expeditionen ersparen sich diese anstrengende Anreise und fliegen in den Ort Lukla ein, wo sich eine kleine Landepiste befindet, um den Trek auf die Hälfte zu verkürzen. Bequemlichkeit ist aber nicht der einzige Grund für einen Flug. Wird ab Lukla bis zum Everest das Gebiet vom nepalesischen Militär kontrolliert, so treiben auf der ersten Hälfte des Treks von Jiri bis nach Lukla Maoisten ihr Unwesen und terrorisieren Touristen sowie auch Einheimische. 1996 gaben die Maoisten die parlamentarische Mitwirkung auf und traten in den bewaffneten "Befreiungskampf". Sie verlangen die Abschaffung der Monarchie und schrecken auch vor kaltblütigem Mord nicht zurück. Bisher kamen mehr als 9000 Menschen ums Leben.

Nach einem hohen Pass trafen wir die kommunistischen Rebellen am dritten Tag unseres Treks in einem kleinen Dorf namens Bandhar. Sie standen morgens am Wegesrand und verlangten eine Gebühr von 5000 Rupien (das sind etwa 57 Euro) pro Nase, damit wir unseren Trek fortsetzen könnten. Wir handelten auf die Hälfte herunter und sie händigten uns ein Ticket aus. Wir fühlten uns hundsmiserabel die gewalttätige Revolution mit unserem Geld unterstützt zu haben. Aber wir sahen auch die Aggressivität in den Augen der Rebellen - sie hatten Schußwaffen und wir wussten, dass sie nicht zögern würden diese gegen uns einzusetzen.

Tags zuvor, in einer Ortschaft vor Bandhar, trafen wir zwei Schweizer Polizistinnen, die sich tagelang geweigert hatten zu zahlen. Sie wurden von den Maoisten verfolgt und in sich verstärkendem Maße mit Waffen bedroht und eingeschüchtert. Nach drei Tagen, in denen diese Leute sogar mehrmals in das Hotelzimmer eindrangen, verloren die Frauen den Mut und gingen den ganzen Weg wieder zurück. Nicht nur reiche Touristen, sondern auch die armen Leute, Hoteliers und Träger, die wegen der ausbleibenden Touristen kaum noch Einnahmen haben, werden zur Kasse gebeten. Das nennt sich dann Revolutionssteuer. Von diesen Geldern werden auch Waffen gekauft. Diese verstärken das ohnehin schon vorhandene Gewaltpotenzial. Der Tourismus in Nepal ist seit 1996 stark zurückgegangen und ein Ende des Konflikts ist nicht absehbar.    andreaslina@yahoo.de




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