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velotour 2004-2006  
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Wenn man durch das Hochland von Tibet radelt ist ein GPS-Gerät (Global Positioning System)
sehr empfehlenswert. Wir haben ein solches Gerät nicht und u.a. aus diesem Grund gerieten
wir in der unüberschaubaren menschenleeren Weite Tibets in große Schwierigkeiten.
Nachdem wir unsere Visa für China in der tibetischen Hauptstadt Lhasa um 15 Tage
verlängert hatten, waren wir gezwungen innerhalb dieser Zeit nach Nepal auszureisen.
Das Ganze natürlich auf den Sätteln unserer Fahrräder. Wir nahmen eine
Abkürzung, einen sogenannten "Shortcut". Die 250km waren in den uns
mittlerweile nur noch verbliebenen 10 Tagen durchaus machbar, obwohl einige über
5000 Meter hohe Pässe zu überqueren waren. So strampelten wir munter los und
folgten der breitesten Straße. Wie wir es schon 3000 Kilometer gewohnt waren, war diese
ebenfalls nicht asphaltiert. Aber dem Instinkt zu folgen kann manchmal ein Fehler sein und
so verfuhren wir uns gnadenlos. Mit 5225 Meter überquerten wir den auf unser Reise
höchsten Pass und machten selbstverliebt mit Selbstauslöser ein Foto mit uns
und unseren Fahrrädern (siehe oben). Noch wussten wir nicht, dass wir uns auf der falschen Route
befanden. Ahnungslos genossen wir eine zwei Tage dauernde Abfahrt, bei der es auf über 100 km wirklich
nur bergab ging: insgesamt 2000 Höhenmeter. Doch nun befanden wir uns in einer Sackgasse.
Die Grenze zu Nepal war zwar nicht mehr weit, aber Ausländer dürfen sie an dieser
Stelle nicht überqueren. Trotz unseres illegalen Aufenthalts in dieser Gegend half
uns wieder einmal das Militär. Es besorgte uns einen Platz in einem kleinen Laster,
der uns wieder zurück und 1000 Meter höher brachte. Jetzt begann ein Wettlauf mit
der Zeit. 100 Dollar sollte es pro Tag und Person kosten wenn man sein Visum überzieht,
und das konnten wir uns nicht leisten.
Nach ungeahnten Schwierigkeiten in dem Ort Dzonga uns ein Auto zu besorgen, ergatterten
wir schliesslich einen Platz im Lastwagen eines Tibeters, der uns am nächsten Morgen
zum "Friendshiphighway" brachte, welcher zur nepalesischen Grenze führt.
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Und jetzt begann es wirklich ungemütlich zu werden. Tibet liegt zwar auf der geografischen Breite von Marokko, aber auf über 4000 Metern kann es zu dieser Jahreszeit schon viel Schnee geben. Kurz vor einem über 5000m hohen Pass legte sich zwar der starke Gegenwind, aber langsam fing es an zu schneien. Wir überquerten den Pass und auf uns wartete eine Abfahrt von 3000 Metern zur nepalesischen Grenze. So schnell wie möglich versuchten wir tiefer zu gelangen um nicht völlig eingeschneit zu werden. Wir trugen bereits unsere dicken Handschuhe von Vaude und Lina hatte alles am Leib was sie besaß. Sie spürte ihre Füße nicht mehr, denn die billige Kopie der in Lhasa erworbenen Bergschuhe eines bekannten amerikanischen Outdoorherstellers waren undicht und fielen ihr förmlich von den Füßen. Heilfroh erreichten wir ein kleines Dorf und es hörte auch auf zu schneien. Ausgehungert und durchgefroren wärmten wir uns in einem Lokal auf. Wir nächtigten bei einer tibetischen Familie und merkten nicht wie der Schneefall in der Nacht wieder einsetzte. Am nächsten Morgen war die Straße dicht, Autos fuhren nicht mehr und wir mussten uns durch hohe Schneewehen kämpfen. Irgendwann bildeten wir uns ein die Schneegrenze erreicht zu haben und schlugen auf 4000m unser Zelt auf. Wieder ein Fehler. Am nächsten Morgen lagen über 10cm Schnee. Am nächsten Tag würden unser Visa ablaufen und wir waren heilfroh als ein paar Lastwagen eine Spur legten. Das war unsere Rettung. Nach 10km wurde die Straße besser und fiel dann 2000 Höhenmeter ab wie ein Stein. Es wurde immer wärmer und nach zwei Stunden rasanter Abfahrt erreichten wir die nepalesische Grenze. In wenigen Stunden waren wir vom Winter in den Sommer gekommen und wir konnten unsere warmen Sachen in den Packtaschen verschwinden lassen. andreaslina@yahoo.de