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Auf dem monumentalen festungsähnlichen Potala weht die
rote chinesische Fahne. Der Potala war der
Regierungssitz des Dalai Lama, dem Oberhaupt der
Tibeter. Während der chinesischen Kulturrevolution in den 50er Jahren
wurde ein Großteil der tibetischen Klöster von den
chinesischen Aggressoren zerstört und der Dalai Lama
aus dem Land vertrieben. Er lebt jetzt in Indien im Exil und
versucht von dort aus den Tibetern ein guter
Führer zu sein. Allerorten verlangen die Tibeter von
uns Bilder von ihrem Oberhaupt, doch diese Bilder zu
besitzen oder zu verbreiten ist verboten, und wir tun
dies auch nicht, um die Tibeter und uns nicht in
Schwierigkeiten zu bringen.
Wir befinden uns jetzt in Lhasa, der Hauptstadt von
Tibet. Früher war die "verbotene
Stadt" für Ausländer unerreichbar. Einst ein Mythos,
heute ein Einkaufsparadies. Wenn man hier durch die
Straßen schlendert fühlt man sich wie auf dem
Kurfürstendamm in Berlin. China ist ein reiches Land
geworden und die Leute strampeln sich langsam von den
Fesseln des Kommunismus frei.
Mit dem Geld kommt auch die Verdorbenheit. Wir
beobachten die hier überall anzutreffenden in rot
gewandeten Mönche wie sie Cola trinken, mit Handys
telefonieren, und um Geld betteln, obwohl dies zur
Förderung ihres spirituellen Werdegangs sicherlich
eher hinderlich als förderlich ist. Wir sehen dicke
Tibeterinnen, die ihre Kinder darauf abgerichtet haben
bei den Touristen auf Knien um Geld zu betteln.
Die Mütter laufen mit
Plastiktüten voller Bierflaschen hinterher.
Der Jokhangtempel im Zentrum von Lhasa ist das
spirituelle Herz Tibets. In den Nachmittagsstunden wird
der Tempel für die Pilger geöffnet. Hunderte von
Pilgern strömen dann in das heilige Innere des
Tempels. Wir wunderten uns über die
Thermoskannen, die viele Menschen neben anderen Gaben
in den Händen hielten. In diesen Kannen befindet sich
erhitzte verflüssigte Yakbutter, die als
Brennmaterial für die überall im Tempel flackernden
Butterlampen dient. Stunden kann es dauern bis man
endlich den bedeutendsten Schrein im hinteren und
heiligsten Teil des Tempels erreicht. Der Schrein
beinhaltet neben zahlreichen anderen Statuen auch die
wohl am meisten verehrte Buddhaskulptur des "Jowo
Sakyamuni", die im 7. Jahrhundert von einer
chinesischen Prinzessin nach Tibet gebracht wurde. In
diesem Schrein hat ein Mönch alle Hände voll zu tun
um die von den Pilgern gespendete Butter in Behälter
zu gießen.
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Der Jokhang wird wie alle Heiligtümer Lhasas von
Tibetern in sogenannten Koras im Uhrzeigersinn
umkreist. Das in seiner Ausdehnung wohl größte
Heiligtum Tibets ist der 1200km von Lhasa entfernte,
schwer zugängliche 6714m hohe Berg Kailash. Auch
dieser Berg wird von gläubigen Hindus und Buddhisten
im Uhrzeigersinn umkreist. Wir benötigten 3 Tage für
die Umrundung. Manche besonders eifrige Gläubige
messen die Kora mit ihrer Körperlänge aus und werfen
sich permanent auf den Boden. Bei ihnen dauert die
Kora 3 Wochen. Besonders bewundern wir die alten Menschen,
die diese Strapazen auf sich nehmen, denn der Weg ist
steinig und führt über einen 5600m hohen Pass. Fast
jeder Pilger bringt ein paar alte von ihm getragene
Kleidungsstücke mit und lässt sie am Kailash, als
Symbol sein altes Leben abzustreifen. Nach dem
Glauben der Buddhisten muss man den Berg 108 mal
umkreisen um Erleuchtung zu erlangen.
Aufgrund ihrer Religion, dem Buddhismus, sind die Tibeter
friedliche Menschen. Sie versuchen nicht ihre Interessen
mit Gewalttaten durchzusetzen. Unaufhörlich
umkreisen sie mit ihren Gebetsmühlen den Potala und
hoffen, dass ihr geliebter Herrscher zurückkehrt. Wir
hoffen das auch und fühlen mit ihnen.
andreaslina@yahoo.de