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Bericht 22 +++ August 2005 +++ Unruhige Tage in Ali +++ Warten auf den Fahrradrahmen

Einen Fahrradrahmen von Deutschland in die chinesische Provinz Tibet geschickt zu bekommen ist ein kleines Abenteuer. Nach einem Telefonat und einem digital versendeten Foto vom Rahmenbruch erklärte sich der Hersteller unserer Fahrräder "riese und müller" aus Darmstadt bereit uns einen neuen Rahmen zuzuschicken. Als Folge der Besetzung Tibets durch China ist es aber nicht erlaubt Pakete aus dem Ausland nach Tibet zu senden. Die einzige Möglichkeit für einen Versand war die benachbarte Provinz Xinjiang. Als Empfänger gaben wir ein uns bekanntes Hotel in der Stadt Kashgar an. Wir versuchten das Hotelpersonal telefonisch und per Fax um die Weiterleitung des Paketes nach Tibet zu bewegen, doch die Leute dort waren verständnislos und ignorant. Dann wollten wir das Paket selbst abholen, was wir bald wieder verwarfen, denn die wenigen Busse hatten wegen dem schlechten Straßenzustand tagelang Verspätung und waren ausgebucht. 1300km sind es bis Kashgar und die strapaziöse Fahrt kann zwischen 2-6 Tage dauern.

Unruhige Tage standen uns bevor, und während wir um eine Lösung rangen, trudelten innerhalb weniger Tage aus aller Herren Länder 11 Fahrradfahrer in der tibetischen Stadt Ali ein. Soviel Verkehr hatten wir in dieser abgelegenen Gegend nicht erwartet. Alle zogen in dasselbe Hotel und es ging zu wie in einem Schullandheim. Neidisch blickten wir auf ihre Fahrradrahmen aus Stahl, wahrscheinlich die bessere Wahl als unsere zerbrechlichen Rahmen aus Aluminium. Von allen ernteten wir Mitleid und jeder versuchte uns zu helfen. Der Spanier Andoni kannte den Schweizer Extremradler Beat , dessen Leidenschaft es ist, die höchsten Pässe der Welt mit dem Fahrrad zu bezwingen. Zufälligerweise hielt er sich gerade auf seiner Asientour in Kashgar auf. Über seine Webseite nahmen wir Kontakt auf und, wohl aus Solidarität unter Bikern, erklärte er sich sofort bereit sich um die Sache zu kümmern.

Als das Paket auf seinem Weg nach Kashgar in der chinesischen Hauptstadt Peking zwischenlandete wurden wir vom Deutschen Paketdienst DPD nicht informiert, dass wir uns um die Zollformalitäten zu kümmern hätten. Vorher schon hatten wir den Paketlebenslauf im Internet verfolgt, und als es einige Tage in Peking festhing, bekamen wir auf Anfrage bei DPD von äußerst unfreundlichen Damen zur Antwort, dass das Paket in Beijing sei und nicht in Peking. Nachdem wir die Damen aufgeklärt hatten, dass es sich um ein und dieselbe Stadt handelt fiel ihnen ein, dass noch die Zollangelegenheiten zu erledigen seien. So vergingen die Tage und nach einigen falschen Telefonnummern und schlecht englisch sprechenden Zollbeamten waren wir mit unseren Nerven am Ende. Glücklicherweise vermittelte uns unser neuer Freund Beat an einen chinesisch-englisch sprechenden Caféhausbesitzer in Kashgar, der uns half das Paket aus dem Zoll zu schleusen.

Wehmütig schauten wir den anderen Radfahrern hinterher, als sie uns vor wenigen Tagen verließen. Jetzt sind wir wieder allein. Die Wahl unserer Fahrräder würden wir bei einem erneuten Start in Deutschland noch mal überdenken. Im Iran trafen wir zwei Mädels aus Frankreich, die die ganze Welt umrundeten und bereits 60000 Kilometer mit Fahrrädern für 700 Euro ohne Schaden zurückgelegt hatten. Jeder Tag hier in der tibetischen Stadt Ali ist ein verlorener Tag. Wir warten nunmehr über 2 Wochen auf unser Paket, bei einer angegebenen Regellaufzeit von 4-6 Tagen. Meist befinden wir uns wegen der Sorge um unser Paket in einem unangenehm angespannten Zustand. Wir hoffen, dass alles glatt geht und wir die noch verbliebenen rund 1700km zur Stadt Lhasa durch das tibetische Hochland auf den Sätteln unserer Fahrräder zurücklegen werden.    andreaslina@yahoo.de




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