home
velotour 2004-2006  
links
kontakt
aktuell  
reiseberichte  
ausrüstung  
bilder
bericht 34  
bericht 35  
bericht 36
![]() |
Die Taklamakan Wüste im äußersten Westen Chinas ist mit ihren rund 300.000 qkm die
zweitgrößte Sandwüste der Welt und flächenmäßig fast so groß wie Deutschland. Die
Bedeutung des Wortes Taklamakan kommt aus dem Uigurischen und heißt so viel wie
"Wüste des Todes" oder "Platz ohne Wiederkehr". Die Wüste liegt im Regenschatten
der sie umgebenden Gebirge, durch die ozeanferne Lage verlieren herangetragene
Luftmassen ihre Feuchtigkeit und verstärken die extreme Trockenheit noch zusätzlich.
Im Süden wird die Wüste von dem Kunlun Shan begrenzt, ein Gebirge mit über 7000 m
hohen Bergen. Zahlreiche Flüsse entspringen hier und ergießen sich in die Wüste,
doch schon nach wenigen Kilometern werden sie von der Wüste verschluckt und
verlaufen buchstäblich im Sande. Die wenigen Menschen leben an diesen
lebensspendenden Flüssen in fruchtbaren Oasen. Hier führte unser Weg durch
die Wüste, auf der südlichen Seidenstraße, am Nordrand des Kunlun Gebirges.
Wir lieben weder den Sand noch die Wüste, doch auf unserem Weg nach Beijing
führte kein Weg daran vorbei. Von der westlichen Handelsstadt Kashgar bis zur
Oasenstadt Qarkilik dauerte unsere Wüstendurchquerung 26 Tage und wir erradelten
dabei 1600 km von West nach Ost. Doch statt der erwarteten öden und anstrengenden
Tortur gestaltete sich die Durchquerung als unvergessliches, interessantes Erlebnis.
Etwas Glück und richtiges Verhalten tragen dazu bei, dass solch ein Wüstenabenteuer
nicht in einer Katastrophe endet. Am gefürchtetsten ist der sogenannte "kara buran"
ein berüchtigter Sandsturm, der Tage oder gar Wochen dauern kann. Er soll in seiner
gewaltigen Macht schon ganze Karawanen und sogar Städte verschlungen haben. Wenn man
in einen solchen Sturm gerät, kann die Straße vor lauter angehäuftem Sand
unpassierbar werden. Es geht dann weder vor noch zurück, ohne genügenden Wasservorrat
kann die Sache sogar lebensbedrohlich werden. Zu unserem Glück waren wir gerade in
einer Oase, als ein solcher Sturm losbrach. Selbst im Schutz der Bäume fegte uns der
Sand um die Ohren und der Himmel verfinsterte sich, die Sonne verschwand völlig im
Sandgestöber. Wir wagten es nicht uns vorzustellen, wie es uns draußen in der
schutzlosen Wüste ergangen wäre. Nachdem sich der Sturm beruhigt hatte, lag noch
3 Tage der aufgewirbelte Sand in der Luft und machte die Tage trüb und finster.
Als wir in der kleinen Oasenstadt Yutian in einem Hotel nächtigten, lag bereits nach
einem halben Tag eine dicke Sandschicht auf den Möbeln. Zum Putzen haben die Leute
hier an solchen Tagen mehr als ihnen lieb ist.
![]() |
Begeben wir uns mit den Fahrrädern in die Wüste, haben wir 15 Liter Wasser dabei, um
nötigenfalls in der Wüste übernachten zu können. Die Oasen liegen bis zu 160 km
auseinander und man kann sich nicht darauf verlassen, diese rechtzeitig zu erreichen.
Wegen der fortgeschrittenen Jahreszeit stellt die Hitze kein Problem mehr dar, Feind Nr.1
ist der Gegenwind. Über die Hälfte der Wüstendurchquerung hatten wir günstigen Wind, meist
von hinten. Doch dann kam der gefürchtete, im Laufe des Tages zunehmende Ostwind
frontal von vorne und änderte die verbliebenden 600 km seine Richtung nicht mehr.
Einen Tag hatten wir 50 km gegen diesen unangenehmen Gegenwind zu kämpfen, um die
nächste Oase zu erreichen. Der Wind wurde immer stärker und wir immer langsamer.
Die Reisegeschwindigkeit sank unter 10km/h. Lina trat so stark in die Pedalen,
dass sie Blasen an den Zehen bekam und kaum noch laufen konnte. Blasen vom
Fahrradfahren, trotz Linas Schmerzen musste ich darüber lachen. Die letzten 30 km
fuhr sie sehr dicht hinter mir in meinem Windschatten, was ihr die Tretarbeit
wesentlich erleichterte.
![]() |
Glücklicherweise legt sich der Wind in der Wüste nachts fast vollständig, und da wir uns nicht darauf verlassen konnten, dass der Wind sich in eine für uns günstige Richtung drehte, standen wir die nächsten Tage bereits um Mitternacht auf und fuhren gegen 2 Uhr los. Diese nächtlichen Fahrradfahrten waren überwältigend schön. Die ersten Nächte benötigten wir nicht einmal unsere Stirnlampen, da der Vollmond die neue, gut asphaltierte Straße perfekt ausleuchtete. Es war so gut wie kein Verkehr und absolute Windstille. Kein Geräusch durchdrang die ergreifende Stille, nur das Rauschen unserer Stollenreifen auf dem Asphalt und das Rasseln der Fahrradketten waren zu hören. Und dann verdrängte das Licht der Sonne in einem Stunden anhaltenden Wechselspiel der Farben langsam das Dunkel der Nacht und der brennende Sonnenball erhob sich genau in der Himmelsrichtung, in die wir uns bewegten. Ein unvergessliches Erlebnis. andreaslina@yahoo.de