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Am frühen Morgen des 26. Dezember im Jahre 2003 bebte
im Südosten Irans die Erde. Der größte
Lehmziegelkomplex aus antiker Zeit mit der 2000 Jahre
alten Zitadelle in der Stadt Bam zerfiel binnen
Minuten zu Schutt und Staub und über 40.000 Menschen
kamen damals ums Leben. Doch die Erde kommt hier nicht
zur Ruhe. Nur ein gutes Jahr später, am 22. Februar
2005 erschütterte ein erneutes Beben diese Region,
nur ca. 260 km von Bam entfernt. In und um die Stadt
Zarand mußten über 600 Menschen sterben, 20 Dörfer
wurden zerstört und 70% der Häuser beschädigt. Wir
waren noch in der Türkei als wir von diesem Beben
erfuhren, hatten aber völlig vergessen, dass es
ausgerechnet diese Stadt getroffen hatte, in der wir
jetzt mit unseren Fahrrädern einfuhren. Uns fielen
nur die außergewöhnlich vielen, schmutzigweißen
Zelte von der "Red Crescent Society" auf, eine
Organisation mit der des Roten Kreuzes vergleichbar.
Wir lernten einen jungen Iraner kennen, der uns in das
Haus seiner Familie einlud. Das Haus war voller Risse
und von Decken und Wänden bröckelte der Putz. Auch
hier stand ein großes Zelt im Garten. Wochenlang
suchte die Familie nach dem Beben hier Unterschlupf,
aus Angst, dass das Haus des Nachts über ihnen
zusammenbrechen könnte.
Langsam kehren die Bewohner nun in ihre beschädigten
Häuser zurück und die Zelte werden abgebaut. Auch
wir schliefen eine Nacht mit einem unguten Gefühl in
diesem wackeligen Haus, vertrauten jedoch dem Instinkt
der Familie, dass wohl nichts passieren würde.
Bei unseren zahlreichen Besuchen bei iranischen
Familien haben wir keinerlei Möbel gesehen. Nur in
einer Ecke steht meist ein kleiner Schrank für den
Fernseher. Über Hausantenne können nur 5 Programme
empfangen werden, Satellitenschüsseln sind verboten.
Das Fernsehen ist staatlich kontrolliert, auch die
Nachrichtensprecherinnen und Frauen in iranischen
Filmen und Komödien tragen Kopftücher. Alle Räume
sind mit Teppichen ausgelegt, und es wird erwartet,
dass man sich vor dem Betreten der Räume die Schuhe
auszieht. Gesessen, gegessen und geschlafen wird auf
dem Boden, was bei unserer gewohnt europäischen
Sitzweise nach einer Weile etwas schmerzhaft sein
kann. Auf der Toilette sucht man vergebens nach
Klopapier. Nach alter Tradition wird hier nach dem
Toilettengang die linke Hand und Wasser benutzt, was
natürlich sehr hygienisch sein kann. Wir können und
wollen diese Sitte aber nicht übernehmen und benutzen
wie gewohnt unser in speziellen Läden teuer
erworbenes Toilettenpapier.
Zarand liegt ausserhalb der touristischen Trampelpfade
und Reisende aus dem Ausland verirren sich hier nur
äußerst selten. 15 km vor der Stadt wurden wir von
zahllosen Motoradfahrern belästigt und ein
Polizeiauto eskortierte uns mit Warnblinkanlage ins
Zentrum.
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Auf Wunsch unseres Gastgebers besuchten wir zwei
Schulen, in denen wir mit den Studenten über Politik
und den Sinn und Unsinn des Tragens von Kopftüchern
diskutierten. Die Studenten können sehr frei ihre
Meinung äußern und uns wurde erlaubt auch politische
Fragen zu stellen. An der Politik von George Bush wird
verständlicherweise kein gutes Haar gelassen.
Vorwiegend herrscht die Meinung, dass man jede
Religion und den Glauben anderer Menschen respektieren
und tolerieren sollte, die Wurzel aller Religionen sei
die gleiche, und beinhaltet den Aspekt in Frieden und
Harmonie miteinander zu leben, über alle Grenzen
hinweg.
andreaslina@yahoo.de