Bericht 48 +++ Juli 2008 +++ In Darwin, Australien

Darwin, die nördlichste Stadt des australischen Kontinents, hat 70.000 Einwohner und ist eine sehr ruhige und relaxte Stadt. Nach dreieinhalb Jahren Asien erwartete uns ein regelrechter Kulturschock. Nicht einmal in Singapur waren die Supermärkte so reichhaltig ausgestattet wie hier. Im Vergleich zu Asien ist alles irrsinnig teuer, selbst Dormitories, in dem sich mehrere Reisende einen Raum zum Übernachten teilen, konnten wir uns nicht mehr leisten. So campten wir die erste Nacht im Park. Noch am Tag unserer Ankunft beantragten wir ein Jahresvisum. Lina hat einen litauischen, ich habe einen deutschen Pass. Litauen gehört zu den Ländern mit erhöhtem Tuberkuloserisiko (infektiöse Lungenkrankheit). Obwohl wir per Heiratsurkunde nachwiesen, schon 8 Jahre verheiratet zu sein und beteuerten, zusammen in Deutschland gelebt zu haben, musste Lina im Krankenhaus für satte 89 AUD eine Röntgenuntersuchung über sich ergehen lassen. 4 Tage warteten wir auf das Ergebnis, doch jetzt haben wir ein australisches Visum für ein Jahr in der Tasche.

Als wir uns am zweiten Abend in Darwin für eine weitere Nacht im Park an einer Tankstelle mit Wasser ausrüsteten, sprach uns eine Bekannte von Ilse an, die vor 20 Jahren als sechsjähriges Mädchen mit ihrer Schwester und ihren Eltern auf 2 Tandems 1 Jahr lang durch Afrika gefahren war. Als sie uns mit unseren schweren Reisemaschinen sah, waren wir ihr wohl gleich sympathisch und sie lud uns in ihr Haus ein. Hier in Darwin ist es Winter und wir schlafen auf der Terrasse. Doch es ist nicht kalt, denn der darwinische Winter ist so heiß wie bei uns der Hochsommer.

Noch in keinem Land ist uns die Trennung der Rassen so stark aufgefallen wie in Australien. Die Aborigines (Ureinwohner) kamen bereits vor etwa 40 Millionen Jahren nach Australien und waren mit einer Population von etwa 1 Million Menschen über ganz Australien verteilt. Das änderte sich vor rund 220 Jahren, als die ersten weißen Siedler nach Australien kamen, das Land für Niemandsland erklärten, und die Aborigines vertrieben. Aborigines sind dunkelhäutig, charakteristisch sind ausgeprägte Nasen und Lippen, krauses Haar und die fliehende Stirn. Wir sehen sie oft betrunken in Gruppen vor den Supermärkten rumhängen. Viele waschen sich nicht und stinken schon von Weitem nach Schweiß und Alkohol. Die meisten können und wollen sich nicht in die Gesellschaft der Weißen integrieren, aber eine Schuld kann man ihnen diesbezüglich wohl nicht anhängen. Sie haben eine einzigartige Kultur, die sie glücklicherweise teilweise noch beibehalten haben . Doch viele sind orientierungslos, betrinken sich und werden aggressiv. Einmal packte mich ein betrunkener Aborigine am Arm und forderte Geld. Er wollte mich nicht mehr loslassen. Ich konnte ihm nicht böse sein, denn obwohl ich mich in einer hochmodernen Stadt befand, geschaffen von Menschen meines Kulturkreises, fühlte ich mich fehl am Platz, als Eindringling. "Please let me go" sagte ich, und schließlich entließ er mich mit einer verächtlichen Handbewegung.

Nun rüsten wir uns für 3.000 km australische Wüste, das sogenannte "Outback". Wir wollen den australischen Kontinent von Nord nach Süd in der Mitte durchqueren, von Darwin nach Adelaide über den Stuart-Highway. Wir haben fast 20 Kilo Lebensmittel eingekauft, denn erst nach 1.500 km kommt die nächste größere Stadt, "Alice Springs", mit 25.000 Einwohnern. Dazwischen gibt es nur winzige Ortschaften und Tankstellen, wo alles wahnsinnig teuer sein soll. Teilweise müssen wir wohl etwa 15 Liter (oder mehr) Wasser mitschleppen wie in der Taklamakanwüste (Bericht 35), denn streckenweise könnte es laut Karte bis zu 250 km kein Wasser geben. Doch gerade weil es nicht gerade einfach werden wird, freuen wir uns auf diese sportliche Herausforderung.   

www.canismajor.de   Foto: Keine Tuberkulose - Lina mit dem Röntgenbild ihrer Lunge   andreaslina@yahoo.de   © Andreas Killat